07.05.2019 11:27

Charlotte Seither in Zwickau

„Wie Clara Schumann begegnen?“ Das fragt sich die 146 Jahre jüngere Komponistenkollegin Charlotte Seither. Der Blick zurück kommt für sie nicht in Frage.

Sie ist eine der „starken“ Frauen der Musikgeschichte: Clara Schumann, die als Pianistin, Komponistin, Professorin von Jugend an im internationalen Rampenlicht stand. Anlässlich ihres 200. Geburtstages initiieren drei Städte ein besonderes Projekt. Ausgehend von Robert Schumanns Geburtsstadt Zwickau, die seit jeher ein besonders aktives Zentrum der Schumannpflege ist, wurde Charlotte Seither beauftragt, ein Orchesterwerk zum Jubiläum zu komponieren. „sie, die spricht“ für Orchester wird in Kombination mit Clara Schumanns Klavierkonzert und einer rekonstruierten Fassung von Robert Schumanns „Zwickauer Sinfonie“ uraufgeführt. Beteiligt sind auch die Schumann-Stadt Bonn mit dem Beethoven Orchester und seinem GMD Dirk Kaftan sowie Frankfurt am Main mit einem Projekt, das an die berühmte Lehrerin erinnert: Für das neu gegründete Dr. Hoch‘s Konservatorium hatte 1878 der damalige Direktor des Instituts Joachim Raff Clara Schumann als erste Klavierprofessorin überhaupt verpflichten können. Studierende werden mehrere Projekttage gestalten, in deren Rahmen „sie, die spricht“ aufgeführt wird, dies in Kooperation mit der Akademie für Tonkunst Darmstadt und der Dirigierklasse der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. 

„Wie Clara Schumann begegnen?“, diese Frage stellt sich Charlotte Seither über ihr Kompositionsprojekt: „Vielleicht so, wie Robert und sie es selbst in ihrer Kunst zum Prinzip gemacht haben: Nicht im Blick zurück, der Vergangenes zitiert oder gar verklärt. Stattdessen war es die eigene poetische Assoziation, das freie musikalische Fließen, das beide Musiker in ihrem Schaffen beflügelt hat. Nicht ein Inhalt wird hier also zum Ausgangspunkt eines neuen Stückes gemacht, sondern ein musikalischer Entstehungsprozess: das Fließen eines inneren Stromes, jenseits von festen Form- oder Gattungsnormen, die Hingabe an die eigene, klangschöpferische Phantasie. In diesem Sinne habe auch ich mich als Komponistin ‚befreit‘ von einem allzu engen Blick zurück. Der Dichter spricht. Es spricht, wer das Wort erhebt und darin die eigene Sprache zum Ausdruck bringt.“